Ja, der liebe Lavendel… Er wird fast überall angepriesen, als einfache, pflegeleichte Pflanze. Seine Ansprüche sind niedrig und mit seinen hübschen Blüten riecht er nicht nur sehr gut, sondern er sieht auch sehr hübsch aus! Aber als einfach würde ich ihn jetzt nicht unbedingt bezeichnen… Im Gegenteil, eigentlich ist er eine kleine Diva! Denn, kümmert man sich nicht um sein Blütenkleid, wird er schnell mal zickig und verzeiht nicht viel.
In den Gärtnereien gibt es meist unterschiedliche Lavendelarten zu kaufen. Doch da ich mich nach dem Duft und der Blütenpracht der Provence-Felder sehne, entscheide ich mich für den „Echten Lavendel“ – manchmal auch angeschrieben mit „Lavandula Angustifolia“. Der „Echte Lavendel“ ist derjenige unter den Südländern, der mit unseren Wetterverhältnissen im Winter am besten zurecht kommt und somit unsere kalten Nächte auch im Freien am ehesten übersteht. Ausserdem kann man ihn auch für die Weiterverarbeitung nutzen und er ist auch derjenige mit dem intensivsten Duft.
Kommen wir zu meiner kleinen Diva. Als ich sie gekauft habe, war mir nicht bewusst, dass ich mir eine Beauty-Queen ins Haus hole. Ich mag sie trotzdem und versuche jetzt, den Schaden, den ich angerichtet habe, wieder gut zu machen.
Die richtige Pflege
Kauft man Lavendel im Topf, ist dieser meist schon völlig durchwurzelt. Soll heissen, die Wurzeln des Lavendels haben bereits die meiste Erde verdrängt. Wenn du dir also einen Lavendel in deiner Gärtnerei aussuchst, dann schau dir die Rückseite des Topfes an. Ist der Boden bereits völlig zugewachsen, such dir lieber einen anderen aus, denn zu wenig Erde im Topf bedeutet zu viel Stress für die Pflanze. Optimal wären ein paar Wurzeln, die bereits unten rausschauen. Also nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Dann hat der Lavendel beim Kauf genau den richtigen Zeitpunkt für das Umtopfen in einen grösseren Topf auf deinem Balkon erreicht.
Sobald du ihn zu Hause hast, topf ihn um. Dafür brauchst du keinen breiten, sondern einen tiefen Topf, denn die Wurzeln des Lavendels wachsen gerne nach unten. Der neue Topf sollte nicht unbedingt breiter wie zwei Finger zum alten Topf sein. Nach unten hingegen kannst du schon in die Vollen greifen und ihm etwa ein oder sogar zwei Hände tief Platz schenken. Da der Südländer es gerne trocken und nährstoffarm mag, muss der Topf zwingend unten ein Loch für den Abfluss von überschüssigem Wasser haben und lege im unteren Bereich unbedingt eine Drainage. Denn die Staunässe ist des Lavendels Tod! Nach der Drainage könntest du ganz normale Kräuter- oder Blumenerde benutzen. Wenn du deinem Lavendel jedoch einen Gefallen machen willst, vermischst du die Erde mit etwas Sand. Das ist aber, meinem Eindruck nach, nicht zwingend notwendig.
Würdest du den Lavendel in den Garten direkt in die Erde pflanzen, müsstest du ihn – wie beim Rosmarin – eigentlich nur an richtig heissen Tagen giessen. Im Topf jedoch kann dir auch der Lavendel vertrocknen. Daher solltest du ihn regelmässig, sobald sich die Erde im oberen Bereich angetrocknet anfühlt, ordentlich giessen.
Der richtige Zeitpunkt
Anders wie beim Rosmarin, den man nur im Frühjahr schneiden sollte, möchte der Lavendel zweimal im Jahr eine neue Frisur.
Für das Frühjahr gilt: Schneidet man zu früh und die Nächte werden nochmal kalt und frostig, beginnt der Lavendel zu frieren und treibt nicht mehr aus. Schneidet man zu spät, erwischt man zu viel von den frischen Trieben, in die der Lavendel bereits viel Energie investiert hat. Also am besten ist es, ihn im April oder spätestens Anfang Mai zu schneiden, wenn die nächsten Tage sonnig und die nächsten Nächte nicht zu kalt werden.
An den zweiten Schnitt sollte man sich – anders wie erwartet – nicht im Herbst, sondern im Sommer heran wagen. Und zwar ist hier der richtige Zeitpunkt kurz nach dem Verblühen. Dadurch treibt der Lavendel im besten Fall ein zweites Mal aus und hat dadurch im Winter noch die Blüten stehen, die ihn vor Frost schützen werden.
Der richtige Schnitt
Beim Schnitt selbst gilt das Gleiche wie beim Rosmarin: Auf gar keinen Fall ins alte Holz schneiden! Theoretisch könntest du die einzelnen Äste zusammen nehmen und dann in etwa bei der Hälfte oder sogar bei fast zwei Drittel die Schere ansetzen und einmal radikal durch die Äste schneiden. So dass noch ein Drittel des Lavendels stehen bleibt. Das traue ich mich jetzt nicht… Ich nehme mir jeden Ast einzeln vor und kürze ihn in etwa zwei Zentimeter über dem alten Holz.
Leider ist mein Lavendel, wie man unschwer in den Bildern erkennen kann, bereits stark verholzt und wächst nicht mehr so üppig buschig, wie ich es gerne hätte. Aber da mir die kleine Prinzessin bereits ans Herz gewachsen ist, versuche ich dennoch sie zu retten.
Und zwar habe ich in einem Forum gelesen, dass man einen verholzten Lavendel dadurch retten kann, dass man alle Äste bis auf einen kürzt und sich somit sozusagen ein Lavendelbäumchen hochzieht. Gute Idee! Dachte ich mir und stand dann zweifelnd vor meinem Lavendel. Denn eigentlich wachsen die Äste schon gut und nachdem ich ihn wie oben beschrieben zurecht gestutzt hatte, tat es mir irgendwie im Herzen weh, jetzt so viele noch lebende Äste zu entfernen. Also habe ich etwas Neues ausprobiert: und zwar habe ich mit einem Garn die Äste vorsichtig zusammen gebunden, so dass genug Spannung entsteht, um die Äste zusammen zu halten, aber genügend Luft dazwischen ist, um das alte Holz nicht zu verletzen.
Jetzt habe ich auch irgendwie ein kleines Lavendelbäumchen, da sich die gesunden Triebe oben zu einem Busch sammeln und die Äste unten zusammen einen kleinen luftigen Stamm ergeben.
Ich hoffe, mein kreativer Schnitt wird der Beauty Queen gefallen und sie fühlt sich wohl in ihrer neuen Optik.
Ich halte euch auf dem Laufenden, wie sie sich den Sommer über entwickeln wird.
Auf bald!
Sarah
Mein Lavendel sieht so ähnlich aus wie Deiner. Ich habe oben ganz viel abgeschnitten und daraus Stecklinge gemacht, die ich wieder eingepflanzt habe. Mal sehen, ob er sich so vermehrt. Lg
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Das ist auch eine super Idee! Das werde ich ebenfalls ausprobieren müssen. Ich bin gespannt, ob es klappt! Lieben Gruss!
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Lavendel ist eine der wenigen Pflanzen, die sich (außer Gras und Unkraut) in einem Garten voller Collies doch irgendwie halten können. Bisher hatte ich riesige verholzte Büsche. Naturbelassen ist also nicht der richtige Weg. Ich schau mal, wie es bei Dir weiter geht 😉 LG Sylvia
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